Kameradschaft – Freundschaft – Liebe
Bei dem Versuch Synonyme für
Kameradschaft, Freundschaft und Liebe zu finden, wird man des Öfteren mit
Komplikationen konfrontiert, denn diese Begriffe lassen sich teilweise schwer
unterscheiden und werden nicht selten gleichbedeutend verwendet. Tatsächlich
gibt es nur feine Unterschiede, über die man sich, wenn man nicht gerade
zwingend damit beauftragt ist, nie wirklich großartige Gedanken macht.
Im Allgemeinen könnte man sagen, dass sich
Kameradschaft auf ein friedliches (eventuell gezwungenes)
Zusammenleben bezieht. Ein Schulkamerad ist ein Mitschüler, mit dem man nicht
unbedingt auf Kriegsfuß steht, doch den man nicht unbedingt liebt. Er wird
respektiert und man ist ihm gegenüber höflich und hilfsbereit. Man ist ihm
ebenbürtig – man muss genauso in die Schule gehen und dieselben Lehrer ertragen.
Dieses gemeinsame Leid verbindet die Schulkameraden, und meist bleibt es auch
dabei.
In Kriegsfilmen und –büchern
(zumindest in den amerikanischen) sowie Zeitungs- und Fernsehberichten aus
Kampfgebieten ist oft von der bedingungslosen Kameradschaft unter Soldaten die
Rede. Auch hier herrscht Gleichstellung: Zusammen gefährliche Missionen
bestehen, Tag für Tag unter unangenehmen Bedingungen leben, die Gewissheit, dass
jede Stunde deine Letzte sein könnte... Diese Beziehung ist wahrscheinlich
genauso wenig intim wie die Klassenkameradschaft. Sicherlich gibt es auch
Freundschaften im Militär und der Begriff „Kamerad“ ist meistens gleichbedeutend
mit „Freund“. In dem Lied „Ich hatt' einen Kameraden“, welches meiner Meinung
nach die Kameradschaft in der Armee veranschaulicht, heißt es: „Ich hatt' einen
Kameraden,/ einen bessern find'st du nicht./ Die Trommel schlug zum Streite,/ er
ging an meiner Seite/ im gleichen Schritt und Tritt,/ im gleichen Schritt und
Tritt.“
Was gibt es Schöneres als einen guten Freund,
der immer für dich da ist, wenn du ihn brauchst? Der Freund ist nach den
Familienmitgliedern sicher die wichtigste Person im Leben eines jeden Menschen.
Freundschaft bedeutet viel Zeit miteinander zu verbringen, aber immer noch genug
Freiraum für sich selbst zu haben, über alles reden zu können, was man mit
anderen nahe stehenden Mitmenschen nicht besprechen kann und vor allem Vertrauen
und Geborgenheit zu fühlen. Ein Vertrauter des gleichen Geschlechts eignet sich
hervorragend um über den neuesten Schwarm zu diskutieren. Die beste Freundin
oder der beste Freund sind für viele in Sachen Liebe und Sexualität oft der
Retter in der Not (nicht umsonst gibt es die Zeitschriften „Freundin“, „amica“...).
Vor allem für Jugendliche ist
Freundschaft wichtig. Sie haben Stress in der Schule, mit den Eltern und der
Liebe – solche Probleme kann man auch dann noch mit einem Freund oder einer
Freundin bereden, wenn die Eltern schon längst „ogottogottogott“ stöhnend die
Hände verzweifelt über dem Kopf zusammenschlagen würden. Im Leben nach der
Schule und der Sicherheit des Elternhauses ist der Freund sicher ein
Ersatzelternteil. Mit dem Vorteil, dass er Probleme eher versteht als die
wirklichen Eltern, da es meist keinen großen Altersunterschied gibt und daher
kein Generationskonflikt besteht.
Liebe ist sehr schwierig zu definieren.
Freundschaft und Liebe gehen oft Hand in Hand und meist ist eine gute
Freundschaft der Anfang einer wunderbaren Liebe. Mit der Liebe verbinden wir
unweigerlich den Wunsch, mit dieser einen speziellen Person zusammen zu leben
und eine Familie zu gründen. Natürlich denkt ein 15jähriges Mädchen bei der
ersten großen Liebe noch nicht ans Kinderkriegen. Aber ist es nicht der
natürliche Instinkt des Menschen, der für die Liebe (und damit für den Wunsch
zur Familiengründung) verantwortlich ist? Rein wissenschaftlich gesehen schon.
Im emotionalen Sinn bedeutet Liebe jedoch – ähnlich wie Freundschaft –
Geborgenheit, Vertrauen und Rückhalt, sollte einmal nicht alles nach Plan
laufen. Und schließlich bedeutet Liebe auch, und das wäre dann auch der
wesentlichste Unterschied zu einer guten Freundschaft, die leidenschaftliche
Befriedigung des Sexuallebens eines Menschen.
Eine andere „Art“ von Liebe
ist jene zwischen Mutter und Kind. Hielte man sich streng an die oben
angeführten Behauptungen, so müsste man eigentlich von einer Freundschaft
sprechen. Beim genaueren Betrachten sieht man, dass diese Beziehung in der
Familie unter keine der Kategorien – Kameradschaft, Freundschaft, Liebe – passt.
Ich denke, sie liegt irgendwo zwischen Freundschaft und Liebe.
Zusammenfassend behaupte ich also: Kameradschaft ist die Beziehung zwischen
gleichgestellten Kollegen, ein respektvolles und angenehmes Zusammenleben.
Freundschaft ist die Beziehung zweier Menschen, die sich blendend verstehen und
im gegenseitigen Verständnis Rückhalt finden. Und Liebe ist neben der Liebe in
der Familie auch noch dazu der Wunsch zweier Partner, als Familie ewig
zusammenzuleben und Kinder zu bekommen.
Je näher man diese Themen
betrachtet, umso mehr begreift man die Komplexität dieser Gefühle und die des
menschlichen Denkens. Vielleicht waren es diese Emotionen, die wir in vollen
Zügen genießen, die klitzekleinen Besonderheiten, die uns von Tieren
unterscheiden und den Menschen an die Spitze der Evolution katapultiert haben.
Isabel
Anger (D - 17 Jahre)
Die Fotos:
© Icestorm Entertainment GmbH
© DEFA Stiftung
Die
Fotos entstammen dem DEFA-Film "Sieben Sommersprossen" von 1978.
Text:
©
www.infothek-liebe.de
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